Paarbeziehung mit Baby und Kleinkind

Paarbeziehung mit Baby: So kann sie sich verändern

Von Jasmin / Letzte Aktualisierung am 15. September 2022

Die Geburt des eigenen Kindes ist für die meisten Eltern das wohl atemberaubendste Ereignis im Leben. So großartig das Gefühl ist diesen kleinen Menschen in unserem Leben willkommen zu heissen, so groß sind jedoch auch die Herausforderungen, über die häufig nicht gesprochen werden. In diesem Beitrag schreibe ich über die Veränderung der Paarbeziehung mit Baby und Kleinkind.

Ich selbst habe einen zweijährigen Sohn und kenne die Herausforderungen, die viele Paare nach der Geburt erwarten. Da wirklich jedes frische Elternpaar, mit dem ich über die Veränderung der Paarbeziehung geredet habe, dieselben Schwierigkeiten hat, finde ich es erstaunlich, dass wir nicht wirklich davor „gewarnt“ werden, denn das könnte uns bestimmt helfen besser damit umzugehen.

Herausforderungen für die Paarbeziehung mit Baby

Mit der Geburt eines Kindes steht dein Leben erstmal auf dem Kopf. Es ist wirklich das widersprüchlichste Gefühl der Welt, was viele im ersten Lebensjahr ihres Kindes erwartet: Auf der einen Seite bist du so glücklich darüber dein Kind bei dir zu haben, auf der einen Seite oft müde und überfordert.

Deine Nächte werden häufig unterbrochen, da dein Kind gestillt werden muss, die Windeln laufen aus, es gibt Phasen, in denen dein Kind wenig weint und Phasen in denen es häufig weint, ohne dass du den Grund verstehst.

Deine Wohnung wird chaotisch sein.

Und dann ist da die Paarbeziehung mit Baby.

Dein Partner und du werdet insbesondere am Anfang kaum Zeit für euch als Paar finden.

Es finden bei dir als Frau unzählige hormonelle Veränderungen statt, die du verarbeiten musst.

Die ständige körperliche Nähe zu deinem Kind und die unzähligen neuen Aufgaben können dazu führen, dass du erstmal keine Lust auf Intimität mit dem Partner hast. In manchen Fällen haben auch Männer keine Lust auf Sex.

Außerdem sind da die ständige Müdigkeit und die Wut, wenn es der eine Elternteil anders macht als der andere.

Wegen der fehlenden Zeit und den vielen Aufgaben des Alltags sind beide angespannter und sowohl Mutter als auch Vater gehen schneller an die Decke, es entstehen mehr Streitigkeiten.

    Lesetipp: Das passiert in der Muttertät, der Transformation von Frau zu Mutter

Häufig ist es so, dass die Frau den Mental Load trägt: Ob das nun der Wahrheit entspricht oder nicht ist von Fall zu Fall unterschiedlich, in manchen Fällen ist es vielleicht auch der Vater. Einer der Partner hat auf jeden Fall eine ständige To-Do-List im Kopf, die ihn müde macht:

„Haben wir genug Windeln?“
„Wann ist der nächste Kinderarzttermin?“
„Wir brauchen neue Kleidung.“
„Was koche ich heute abend zum Essen?“
„Ich muss aufräumen und putzen.“

Außerdem führt auch eine klassische Rollenverteilung oft zu Frust: Die Mutter fühlt sich alleingelassen in der Verantwortung für das Kind und der Vater trägt die finanzielle Verantwortung für die Familie und fühlt sich als Alleinversorger mehr unter Druck gesetzt.

Beide wünschen sich jedoch häufig eine gesündere Balance und Aufteilung zwischen Eltern-Kind-Zeit, Arbeit und Freizeit. Das führt zu Unzufriedenheit.

Das Paar leidet auch darunter, dass sich durch die Verantwortung in diesen vollkommen verschiedenen Bereichen auch die Berührungspunkte verlieren, man hat sich dann nicht mehr so viel zu sagen oder versteht die Probleme des Partners nicht mehr.

Leider ist es auch so, dass die Frauen, wenn sie die Rolle als Mutter in Vollzeit übernehmen, an ihrem Selbstwert zweifeln, da sie nicht mehr zum Familieneinkommen beitragen. Sie fühlen sich abhängig vom Mann und nicht wertgeschätzt. In unserer Gesellschaft ist es immernoch so, dass das Muttersein nicht die Anerkennung bekommt, die es verdient. Viele Männer, insbesondere in der klassischen Rollenverteilung, können nicht verstehen wie viel Arbeit Mutter- und Hausfrau sein eigentlich ist.

Freizeit ist das nächste Thema: Da insbesondere im ersten Jahr alles so neu ist und erstmal eine Routine etabliert werden muss ist es schwierig seiner Freizeitbeschäftigung nachgehen zu können. Vieles, was sonst für Ausgleich sorgt wie Sport oder Freunde treffen ist nicht mehr selbstverständlich. Dafür muss Zeit eingeräumt werden.

Hier nochmal eine kleine Übersicht zu den Herausforderungen für die Paarbeziehung mit einem Kind.

  • Keine Zeit für Zweisamkeit
  • Hormonelle Veränderungen und Muttertät
  • Keine Lust auf Intimität
  • Mentale Last mit ständigen To-Do’s
  • Ständige Müdigkeit
  • Frust über die klassische Rollenverteilung
  • Frust über fehlende Anerkennung

Du siehst, es kommt viel zusammen. Eine solche Situation führt zu Schwierigkeiten in der Beziehung und ich kenne kein Paar mit Kind, das das abstreitet. Deswegen ist es wichtig, einen Umgang mit der Situation zu finden, der es euch etwas einfacher macht.

Leider wird nicht so offen über das Thema gesprochen, denn es ist schambehaftet. Nun, da das Kind da ist, müssten wir doch überglücklich sein, oder? Unzählige Studien bestätigen jedoch, dass die Beziehungsprobleme den Großteil der Eltern betreffen.

Tipps für die Paarbeziehung mit Baby

Ich bin der Meinung man muss sich als Eltern mental auf diese Situation vorbereiten: Mit einem Kind und wenig Hilfe (viele von uns leben weit weg von der Familie) wird die Zeit für sich selbst, für den Partner, für Hobbys und Freunde erstmal weniger. Akzeptiert das. Das Kind und die Bedürfnisse des Kindes sind Top Priorität und obwohl es für uns selbstverständlich ist, da wir unser Kind so sehr lieben, bedeutet es auch: Stress. Erwartet deswegen nicht, dass ihr nach wie vor in jedem Lebensbereich performed wie vor dem Kind.

Das Wichtige in der Paarbeziehung mit Baby: Die Gewissheit, dass diese fordernde Zeit für die Paarbeziehung auch vorübergeht. Zudem darfst du dich in einer gewissen Großzügigkeit gegenüber dem Partner üben: Anstatt direkt an die Decke zu gehen, oder darüber zu streiten, wer mehr macht, die Familie als euer gemeinsames Projekt sehen, in dem ihr als Team in eine Richtung blickt.

Außerdem: Reden, reden, reden. Gemeinsame Plän aufstellen. Gemeinsam organisieren. Die gegenseitige Anerkennung, dass sowohl du als auch dein Partner verdammt viel leistet. Respekt. Perfektionismus ablegen.

Ich habe das Glück, dass wir ein für uns beide sehr gesundes Modell gefunden haben. Ich war das erste Jahr Vollzeit mit meinem Sohn zusammen. Nun habe ich unseren Sohn den halben Tag, während mein Mann arbeitet und dann tauschen wir. So können beide arbeiten und beide Zeit mit unserem Sohn verbringen. Wir sind damit sehr zufrieden. Mir ist jedoch klar, dass dieses Modell nicht für jeden möglich ist.

Fazit: Paarbeziehung mit Baby

Frischgebackene Eltern fühlen sich mit der Elternschaft häufig überfordert und das ist kein Wunder: Die Schwangerschaft wird ausgiebig medizinisch betreut, die Hebamme kommt in Deutschland für einige Termine Postpartum nachhause und schon heisst es: Viel Glück und man macht fast alles alleine. Deswegen finde ich die Initiative der Blogparade von Annikas Blog Herzens-Mama so wichtig und nehme mit diesem Beitrag gerne daran Teil.

Bei der Blogparade geht es um all das Schwierige, das uns vor, während und nach der Geburt erwartet und auf das wir leider nicht ausreichend vorbereitet werden. Das können die Themen Geburt, Stillen, Ernährung, Schlaf und so viele andere sein. Das Ziel ist Eltern auf all die Herausforderungen vorzubereiten, sodass sie sich nicht hilflos und alleine fühlen.

Gut zu wissen: Wenn du während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder nach der Geburt eine Unterstützung brauchst, die nicht nur die medizinischen Aspekte abdeckt, dann kann ich dir empfehlen dich nach einer Doula umzusehen. Eine Doula ist eine emotionale und körperliche Unterstützung für werdende Mütter und solche, die ganz frisch Mutter geworden sind.

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